Ebenso wichtig wie die Qualität der Beleuchtung im Mikroskop ist das richtige Lichtverhältnis an deinem Arbeitsplatz um produktiv arbeiten zu können. Doch warum ist eine ergonomische Beleuchtung deines Arbeitsplatzes so essentiell? Licht beeinflusst nicht nur unsere Produktivität, es steuert und bestimmt unser ganzes Leben.
Funktionen des Lichts
Unser natürlicher Biorhythmus wird durch die Sonne, beziehungsweise das Tageslicht, gesteuert. Dieser Rhythmus beeinflusst unseren Schlaf, unsere Aktivität und Müdigkeit und somit unseren ganzen Körper. Eine besondere Rolle in diesem biologischen Zyklus spielen die Hormone Serotonin und Melatonin. Serotonin wird auch “Aufwach-Hormon” genannt, weil es unsere Aktivität steigert, während Melatonin, das “Schlaf-Hormon” für Müdigkeit sorgt.
Demnach schüttet unser Körper nachts viel Melatonin aus und sobald der Tag erwacht, steigt die Produktivität von Serotonin, das Verhältnis der Hormone kehrt sich um und wir wachen auf. Das Ausschütten von Serotonin kommt durch das blaue Morgenlicht zustande. Abendliches Tageslicht ist eher rötlich, wodurch Melatonin wieder stärker ausgeschüttet wird und wir müde werden.
Wenn du also tagsüber zu wenig blaues Tageslicht siehst, kommt dein natürlicher Biorhythmus ins Wanken und du bist am Tag müde und kannst in der Nacht nicht schlafen. Das richtige Licht ist besonders am Arbeitsplatz für den Körper besonders wichtig. Durch eine gute und natürliche Ausleuchtung deiner Umgebung bist du deutlich produktiver und wacher. Neurobiologin Mirjam Münch testete zwei Gruppen in unterschiedlichen Situationen, eine Testgruppe arbeitete bei Tageslicht, die andere nur in künstlichem Licht. Die erste Gruppe war deutlich wacher, während die zweite Gruppe durch Müdigkeit weniger leistungsfähige Teilnehmer hervorbrachte.
Zu diesem Ergebnis trägt außerdem die Tatsache, dass unser Hormonsystem auf Kunstlicht mit der Ausschüttung von Cortisol reagiert, bei. Dieses Stresshormon sorgt für einen angespannten Zustand, der am Arbeitsplatz alles andere als förderlich ist und bei dauerhafter Ausschüttung unser Immunsystem sehr belastet, sodass wir schneller krank werden.
Die richtige Beleuchtung ist also von essentieller Bedeutung für unsere Produktivität und Gesundheit. Außerdem unterstützt sie unsere visuelle Wahrnehmung und somit die Informationsvermittlung.
Die richtige Beleuchtung
Wie kann ich nun aber feststellen ob meine Beleuchtung für mich optimal und ergonomisch ist um Schlaf- oder Gesundheitsprobleme zu verhindern und möglichst effizient arbeiten zu können?
Gute Beleuchtung setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen.
Beleuchtungsstärke
Das Beleuchtungsniveau kann über die Beleuchtungsstärke, gemessen in Lux (lx), bestimmt werden. Als belastungsarme Beleuchtungsstärken gelten Werte zwischen 500 und 1000 Lux. Allgemein lässt sich sagen, dass mit dem Beleuchtungsniveau auch unsere Sehleistung zunimmt. Je besser dein Arbeitsplatz ausgeleuchtet ist, desto besser ist deine Sehleistung, sodass du schneller und genauer visuelle Informationen verarbeiten kannst.
Das bedeutet, dass je anspruchsvoller deine Tätigkeit am Arbeitsplatz ist, desto höher sollte die Beleuchtungsstärke ausfallen. Wenn du filigrane und komplexe Tätigkeiten ausführst, wie zum Beispiel ein Präparat anzufertigen oder dein mikroskopisches Bild zu skizzieren, ist es besonders wichtig für ausreichende Helligkeit zu sorgen.
Auch Personenmerkmale wie Alter oder Sehschwächen sind entscheidend bei der Wahl der Helligkeit.
Lichtfarbe und Lichtstimmungen
Die Lichtfarbe wird auch als Farbtemperatur bezeichnet, sie wird in Kelvin angegeben. Für uns sichtbares Licht erstreckt sich von rot bis violett. Wie bereits angesprochen, ist morgendliches Tageslicht eher bläulich und sorgt somit für die Ausschüttung von Serotonin, wodurch wir wacher werden. Abendliches Tageslicht ist hingegen rötlich und bewirkt die Ausschüttung von Melatonin, was uns ermüden lässt. Also: Je höher die Lichtfarbe desto aktiver sind wir durch unseren Biorhythmus.
Bei der Wahl der Lichtfarbe solltest du aber vor allem bei den Weißtönen aufpassen. Tageslichtweiß mit einem Wert von circa 6000 Kelvin wird manchmal als zu grell empfunden.
Tageslicht und Kunstlicht
Das Beleuchtungskonzept an deinem Arbeitsplatz sollte den unterschiedlichen Bedürfnissen und Ansprüchen an das Licht angepasst sein. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Tages- und Kunstlicht ist daher sehr wichtig. Zu viel Kunstlicht sorgt, wie bereits oben angesprochen, für die Ausschüttung von Cortisol und somit Angespanntheit, die am Arbeitsplatz nicht förderlich ist. Solltest du also keine Möglichkeit haben, deinen Arbeitsplatz nahe einer natürlichen Lichtquelle, wie zum Beispiel einem Fenster, aufzubauen, informiere dich über alternative Tageslichtbeleuchtung.
Direkte und indirekte Beleuchtung
Auch das Gleichgewicht zwischen direkter und indirekter Lichtquellen spielt am Arbeitsplatz eine Rolle. Indirekte Beleuchtung, also zum Beispiel Deckenleuchten für die grundsätzliche, großflächige Beleuchtung sorgen in Kombination mit einzelnen Lampen, die den Fokus auf bestimmte Bereiche legen, für eine ausgewogene und funktionelle Ausleuchtung.
Um an einem Arbeitsplatz mit Bildschirm nicht geblendet zu werden, ist ein hoher indirekter Lichtanteil besonders wichtig.
Die richtige Anordnung des Arbeitsplatzes zur Lichtquelle
Ebenso wichtig wie die Kombination verschiedener Lichtquellen ist die Anordnung dieser. Falsche Beleuchtung führt zur Blendung oder Reflexion, welche aufgrund möglicher Beschwerden an den Augen oder den Muskeln beziehungsweise dem Skelett durch Fehlhaltungen unbedingt vermieden werden sollten.
Direktblendung entsteht durch Sonne oder falsch positionierte Beleuchtungen. Reflexblendung kommt ebenfalls durch diese Faktoren zustande, jedoch wird das Licht auf einem Tisch oder auf spiegelnden glatten Oberflächen reflektiert.
Um Blendungen zu vermeiden solltest du bei der Anordnung der Lichtquellen auf folgende Punkte achten:
- Der Arbeitsplatz sollte parallel zur Fensterfront stehen
- Die Lichtquelle sollte sich seitlich vom Arbeitsplatz befinden
- Sonnenschutzmaßnahmen sollten vorgenommen werden, um nicht direkt in die Sonne gucken zu müssen
Checkliste
Eine Mischung aus direkter und indirekter Beleuchtung, einer direkten Arbeitsplatzleuchte sowie ausreichend Tageslicht bildet die Grundlage ergonomischer Beleuchtung. Wichtig für ein angemessenes Lichtverhältnis ist außerdem, die Beleuchtung der auszuführenden Tätigkeiten individuell anzupassen. Konkrete Maßnahmen, um deinen Arbeitsplatz zu optimieren findest du hier:
- Grundhelligkeit durch indirekte Beleuchtung
- direkte Leuchte am Schreibtisch, die so positioniert ist, dass sie dich nicht blendet
- genug Tageslicht durch Fenster oder Tageslichtlampen
- Flimmer- und blendfreie Leuchten
- Lichtstärke sollte individuell regulierbar sein
- Flexibles und energiesparendes Beleuchtungssystem
- Kombination unterschiedlicher Lampentypen entsprechend der Sehaufgaben
Verschiedene Lampentypen
Schreibtischlampe
Schreibtischlampen gibt es in verschiedenen Ausführungen, meistens mit LED-Lampe. Beim Kauf solltest du vor allem auf die Lichtfarbe, Helligkeit und Dimmbarkeit achten, ebenso darauf, dass du sie auf deinem Arbeitstisch vorteilhaft platzieren kannst. Genauere Informationen über Schreibtischlampen findest du auf verschiedenen Webseiten zu diesem Thema.
Leselampe
Bei Leselampen ist es gleichgültig ob es sich um Steh-, Tisch- oder Wandleuchte handelt, je nachdem wie dein Schreibtisch ausgerichtet ist kommt die eine oder andere Art in Frage. Wichtig ist die Wahl der Glühbirne sowie der Abstrahlwinkel des Lichts, um weder dich noch jemand anderen zu blenden.
Tageslichtlampe/Vollspektrumlampe
Tageslicht ist wie schon gesagt besonders wichtig für unser allgemeines Wohlbefinden, sowie für Produktivität und Leistungsfähigkeit. Durch den Einsatz von Tageslichtlampen, falls du zu weit von einem Fenster entfernt bist, kannst du deine Energie und Konzentration steigern, die Müdigkeit während des Tages verringern und abends Einschlafprobleme verhindern. Auch der Behandlung von Jetlags kommen Tageslichtlampen entgegen.
Arten von Glühbirnen
Halogenlampen
Die Betriebsdauer von Halogenlampen beträgt circa 4.000 Stunden, im Vergleich zu anderen Arten von Glühbirnen ist diese eher durchschnittlich bis gering. Die Lampen können sehr heiß werden, somit herrscht am Arbeitsplatz eine Verbrennungsgefahr, die Lampe sollte ausreichend weit weg von wichtigen Arbeitsmitteln positioniert sein. Der Vorteil der Halogenlampe liegt in der Art des Lichtes, welches dem Tageslicht ähnelt und daher besonders gut für Augen und Wohlbefinden ist.
Leuchtstoffröhren
Leuchtstoffröhren sind energieeffizienter als die herkömmliche Glühbirne. Sie haben außerdem eine lange Betriebsdauer, die bis zu 20.000 Stunden betragen kann, diese kann allerdings durch häufiges Ein- und Ausschalten der Lampe erheblich verkürzt werden. Leuchtstofflampen bieten eine gleichmäßige Beleuchtung, die aber die Farbwahrnehmung verfälschen kann.
LED Lampen
LED-Leuchten haben einen sehr geringen Energieverbrauch und eine lange Lebensdauer, die teilweise über 50.000 Stunden beträgt. Sie werden nicht heiß, es besteht also keine Verbrennungsgefahr. LEDs sind in unterschiedlichen Lichtfarben erhältlich, allerdings sind sie im Vergleich zu anderen Leuchtmitteln relativ teuer.
Energiesparlampen/Kompaktleuchtstofflampen
Energiesparleuchten benötigen im Vergleich zu herkömmlichen Glühbirnen bis zu 80% weniger Energie und ihre Betriebsdauer reicht circa 10 mal länger. Ein weiterer Vorteil Energiesparlampen ist, dass sie nur bedingt warm werden und somit keine Verbrennungsgefahr am Arbeitsplatz besteht.
Allerdings braucht die Lampe Anlaufzeit um richtig hell zu werden und die Farbwiedergabe kann durch das Licht verfälscht werden, wodurch sie beim Mikroskopieren eher unpraktisch ist.